Online-Fachtag zum Thema „Drei Jahre Istanbul-Konvention in Deutschland – Erste Ergebnisse zum Gewaltschutz von Frauen und Mädchen“ im Kreis Herford
Das Fachforum gegen Häusliche Gewalt im Kreis Herford veranstaltete anlässlich des Internationalen Tages gegen Gewalt an Frauen am 25. November 2021 einen Online-Fachtag. Unter dem Titel „Drei Jahre Istanbul-Konvention in Deutschland – Erste Ergebnisse zum Gewaltschutz von Frauen und Mädchen“ wurde in drei Vorträgen die Istanbul-Konvention, welche Deutschland 2018 ratifiziert hat, näher unter die Lupe genommen. Über 60 Fachleute aus Jugendämtern, Justiz, Polizei und Beratungsstellen nahmen an der Veranstaltung teil. „Auch in diesem Jahr haben wir aufgrund der unsicheren Situation durch Corona die Veranstaltung online geplant und konnten somit wieder Teilnehmede aus ganz NRW begrüßen.“ Freute sich Simona Langenberg, Gleichstellungsbeauftragte des Kreises Herford und Geschäftsführerin des Fachforums.
Kreisdirektor Markus Altenhöner wies in seiner Eröffnung darauf hin, dass Bereich „Gewaltschutz gegen Mädchen und Frauen“ im Kreis Herford schon einiges umgesetzt wurde, es bleibe noch genung zu tun. Er unterstrich zudem die sehr gute Vernetzung der Akteurinnen und Akteure im Bereich Häusliche Gewalt im Kreis Herford.
Frau Prof. Dr. Stefanie Bock als Professorin für internationales Strafrecht und Rechtsvergleichung erläuterte in ihrem Vortrag den deutschen Staatenbericht zur Umsetzung der Istanbul Konvention. Besonderen Fokus legte sie dabei auf die Bausteine „Prävention“ und „Schutz und Unterstützung“. Es zeigte sich aus Sicht von Frau Prof. Dr. Bock, dass „Förderalismus mit seinen verschiedenen Zuständigkeiten teilweise ein Hemnis bei der Umsetzung der Istanbul Konvention ist“.
„Es gibt keine Gesamtstrategie, geschweige denn einen Aktionsplan zur Umsetzung der Istanbul Konvention, der gemeinsam von Bund, Ländern und Kommunen erarbeitet wurde.“ ergänzte die zweite Referentin Frau Renate Janßen.
Als Vertreterin der BAG autonomer Mädchenhäuser im Bündnis Istanbul Konvention stellte sie im zweiten Vortrag, „Schattenbericht – Stellungnahmen des Bündnis Istanbul Konvention“, den Standpunkt der Zivilgesellschaften vor und deren wichtige Rolle in der Umsetzung der Konvention. Aus Sicht des Bündnis benötigt es für die Umsetzung außerdem Koordinierungsstellen auf allen Ebenen und Aktionspläne. Auch die unzureichende Datenlage stellt ein weiteres Problem für die Erarbeitung von ausreichenden Maßnahmen dar.
Den lokalen Bezug zur Istanbul Konvention stellten Simona Langenberg und Dorit Bethke, beide Mitglieder im Koordinierungsteam, mit Ihrem Vortrag zu „Umsetzung vor Ort – Zwischenergebnisse und weitere Bedarfe“ vor. Hierbei wurde deutlich, dass mit dem Fachforum gegen Häusliche Gewalt bereits eine gut etablierte Vernetzungsstruktur im Kreis Herford vorhanden ist. Diese sieht im Zuge der Istanbul Konvention dennoch weitere Bedarfe, um die Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen und häuslicher Gewalt voranzubringen. Darunter fallen zum einen die bessere Zusammenarbeit mit den Jugendämtern, Familiengerichten und der Justiz, der Blick auf besonders hilfsbedürftige Personenkreise und der Ausbau von Prävention in verschiedenen Bereichen. „Im Keis Herford haben wir mit dem Koordinierungsteam und dem Fachforum ein gutes Netzwerk, jedoch müssen wir in einigen Bereichen besser werden und diese Vernetzung ausbauen.“ Erzählt Simona Langenberg.
Dem stimmten alle Beteiligten zu und zeigten zudem ihre Verwunderung, dass es auf Bundes- und Landesebene keine eigenständige Koordinierung zu dem Thema gibt.
Infos zum Fachforum gegen häusliche Gewalt im Kreis Herford gibt es hier